Erinnerung an die Erstveröffentlichung von „Frost“

Unter dem Titel „Fast wäre Thomas Bernhard nach Afrika gegangen“ erinnert sich Paul Jandl in der Neuen Zürcher Zeitung an Bernhards ersten, vor 55 Jahren erschienenen Roman Frost:

Thomas Bernhards eigene Finsternis war in diesen frühen sechziger Jahren durchaus nicht ohne Heiterkeit. Er sei «in wunderbarer Stimmung», schreibt er an eine Freundin und im allerersten Brief an seinen Verleger Siegfried Unseld den denkwürdigen Satz: «Ich gehe den Alleingang.» Bernhard ist auch ein Maler Strauch, und die Leser sind seine ewigen Famulanten. Lesende Mitschreiber im Kosmos einer Einsamkeitskunst, die der grassierenden Wutbürgerei von heute vor allem eines voraushat: eine bittere Ironie, die auch Selbstironie ist. Die Metapher der Kälte erzählt eine Trennungsgeschichte, wie wir sie spätestens seit dem 18. Jahrhundert kennen. Die Aufklärung hat dem Menschen die wärmende Vorstellung von göttlicher Obhut genommen. Die Idee des Sozialstaats hat das Gefühl der Kälte nicht beseitigen können.

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