»An diesem toten Giganten wird niemand mehr vorbeikommen«, schrieb Elfriede Jelinek in ihrem Nachruf auf Thomas Bernhard im Februar 1989. Was fasziniert am Werk dieses einzelgängerischen Dandys, radikalen Provokateurs und vermeintlichen Misanthropen? Wie lässt sich das anhaltende Interesse in Form von Übersetzungen, Inszenierungen, literarischen Reaktionen und Fortschreibungen erklären? Und ist sein Stil tatsächlich so leicht imitierbar, wie manchmal behauptet wird? Die Ausstellung rückt mit nie gezeigten Fundstücken, darunter Lebensdokumente, Fotografien, frühe Tonaufnahmen oder selbstgestaltete Möbel, wenig beleuchtete Facetten in den Fokus. Sie zeigen Bernhard weniger als Propheten einer völlig verfinsterten Welt, vielmehr als einen immer wachen Beobachter, in dessen Büchern die zentralen Themen der menschlichen Existenz zur Sprache kommen: unser Verhältnis zur Natur, die Auseinandersetzung mit Krankheit, Alter und körperlicher Versehrtheit oder die Überlebensnotwendigkeit zwischenmenschlicher Beziehungen.
