Elisabeth II. Keine Komödie (1987, Urauff. 1989)

Mit seinem vorletzten Stück knüpft Bernhard nicht nur an den soziologischen Hintergrund von Ritter, Dene, Voss (das Wiener Großbürgertum) an, sondern er blendet gewissermaßen auch noch einmal zurück an den Anfang seiner dramatischen Produktion. Der 87-jährige Großindustrielle Herrenstein ist ein letztes Beispiel für die verkrüppelten, „künstlichen“ Menschen in diesem Werk. Wie die Gute in Ein Fest für Boris ist er auf die Hilfe seines Dieners angewiesen, denn er trägt Kunstbeine und ist durch seine „Hinfälligkeit“ alleine nicht mehr lebensfähig.

Das Zentrum des Stückes bildet allerdings der Besuch von Bekannten Herrensteins, die von seinem Balkon aus den Besuch der englischen Königin beobachten wollen und der Begegnung mit der letzten weiblichen „Mächtigen“ in Bernhards Stücken zum Opfer fallen. Denn als der Festzug vorbeikommt, stürzt der Balkon ab und reißt alle mit in die Tiefe – außer dem Protagonisten und seinem Diener, die auf den Anblick verzichtet haben.

M.M.