Einfach kompliziert (1986)

In dem Bernhard Minetti zum 80. Geburtstag gewidmeten Stück führt Thomas Bernhard noch einmal den Kampf eines alten, kranken Künstlers gegen den Zerfall seiner Existenz vor. Auch diesmal ist dem alten Schauspieler (wie Minetti) nur mehr die Erinnerung an eine Shakespeare-Rolle geblieben, diesmal an seinen (noch dazu wenig erfolgreichen) Auftritt als Richard III. – ein König immerhin, dessen Identitätshülse sich der Schauspieler in regelmäßigen Abständen überstülpt, indem er sich noch einmal die (Bühnen-)Krone aufsetzt und die Vorstellung genießt, ein König zu sein.

Immer wieder tritt diese Projektionsfigur von Macht- und Herrschaftsideen in Bernhards Stücken (freilich in parodistischer Brechung) auf. Neben dem Mädchen Katharina, das den gleichen Namen trägt wie seine längst verstorbene Frau, bleibt dem Schauspieler in „Einfach kompliziert“ nur noch die Selbstbespiegelung als Vergewisserung des eigenen Hierseins: Wie in Becketts Krapps Last Tape nimmt kein Gesprächspartner mehr auf, was er spricht, sondern ein Tonbandgerät.

M.M.