Der Weltverbesserer (1979, Urauff. 1980)
Der Weltverbesserer erwartet zusammen mit seiner Lebensgefährtin, die den körperlich schon ziemlich hinfälligen Denker zu betreuen hat, die Verleihung eines Ehrendoktorats für seinen „Traktat zur Verbesserung der Welt“ – weil die ihn auszeichnende Universität ihn offensichtlich nicht verstanden hat: Er schlägt nämlich nichts anderes als die „totale Abschaffung“ der Welt vor: „Wir können die Welt nur verbessern / wenn wir sie abschaffen“.
Die Ehrung erwartet er freilich voll Ungeduld: »Es ist widerwärtig / sich produzieren zu müssen / Aber wir brauchen das Echo / sonst verhungern wir« (St 3, S. 155). Der Weltverbesserer gehört zu einer Serie von Stücken, in denen es um gesellschaftliche Anerkennung geht – in komischer (z. B. in Die Berühmten: Ein Bassist, der zum 200. Mal den „Ochs“ im Rosenkavalier gibt, ist auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn) oder auch in tragischer Variante (z. B. in Minetti: Ein Schauspieler wartet vergeblich auf das Kommen eines Theaterdirektors und bringt sich am Ende um).
Komisch wirkt auch die Diskrepanz zwischen den Ansprüchen des Geistes und der Hinfälligkeit des menschlichen Körpers, die sich an Bernhards immer älter werdenden männlichen Hauptfiguren zeigt. In ständig wiederholten Selbstaufforderungen ermahnen sie sich zu „Kontrolle“, „Konzentration“ und „Konsequenz“, doch ihr Organismus versagt ihnen zunehmend den Dienst.
M.M.