Und wie Sie wissen, oder nicht wissen, was ich hier also mitteile, schreibe ich niemals auch nur ein Wort (und also eine Körper- und Geistesbewegung!) für ein Publikum, das mich überhaupt nicht interessiert, denn das Publikum hat mich überhaupt nicht zu interessieren, sondern immer nur für die Schauspieler, ich habe immer nur für Schauspieler, niemals für ein Publikum geschrieben, denn ich habe ja niemals für den Schwachsinn geschrieben, immer nur für Schauspieler also und naturgemäß für solche wie Minetti, die Geistesköpfe sind, wenn auch oft Schwachsinnige meine Stücke gespielt haben. (…) Es hat mich als ehemaliger und wahrscheinlich lebenslänglicher sogenannter Schauspielschüler immer nur interessiert, für Schauspieler zu schreiben gegen das Publikum, wie ich ja immer alles gegen das Publikum getan habe, alles gegen meine Leser oder meine Zuschauer, um mich zu retten, mich bis zu dem äußersten Grade meiner Fähigkeiten disziplinieren zu können.
(Thomas Bernhard an Henning Rischbieter, Theater heute, 1975)